Best Practice
Ehemaliges Kartonagenwerk
Umbau und Sanierung, Saalfeld, 2012

Das ehemalige denkmalgeschützte Katonagenwerk in Saalfeld, ein wesentlicher Bestandteil des Projektes „Grüne Mitte“, prägt das Projektgebiet durch seinen Charakter. Mit der Umnutzung und dem Umbau der mehrgeschossigen, leerstehenden Fabrikhalle entstanden neue altersgerechte Service-Wohnungen, eine Tagespflege und Gemeinschaftsflächen, wie die Dachterasse mit einem Begegnungscafé. Das Projekt „Grüne Mitte“ steht für ein neu entstandenes Stadtquartier, welches sich um einen begrünten Quartierplatz legt. Um den Platz herum positionieren sich neben dem ehemaligen Katonagenwerk auch eine Sporthalle sowie mehrere Ein- und Mehrfamilienhäuser. Das Gebiet ist vorteilhaft an die Innenstadt und deren Infrastruktur angebunden sowie dicht an die Altstadt Saalfelds angeschlossen.

Zu Beginn des Projektablaufes lobte die Stadt Saalfeld einen Ideen- und Realisierungswettbewerb aus. Dabei stand das Bestreben nach der Stärkung der Konzentration von öffentlichen und gemeinnützigen Funktionen des Mittelzentrums Saalfeld im Fokus. Das Projekt „Grüne Mitte“ wurde als preistragendes Projekt ausgezeichnet. Mit der AWO als Bauherrin, planten kug-architekten Servicewohnungen im ehemaligen Produktionsgebäude. Das Landschaftsarchitekturbüro plandrei übernahm die Landschaftsplanung. Gefördert wurde das Projekt durch die Initiative GENIAL zentral.

Ziel war es vorerst ein barrierefreies ruhiges Wohnen im Alter zu ermöglichen, jedoch in räumlicher Verknüfpung mit dem Zentrum Saalfelds. Das Leitbild der kurzen Wege sollte dabei berücksichtigt werden, ebenso wie das Bauen im Niedrigenergiestandard. Im Jahr 2011/2012 ist das Gebäude bezugsfertig gewordenen. Es beinhaltet kleine familienähnliche Wohngemeinschaften. Die Apartments sind aufgeteilt in Einzel- und Doppelzimmer-Apartments. Diese sind in die vorhandene Gebäudestruktur eingestellt und ergeben ein klares Erschließungssystem. Der Wunsch der Planer:innen war die offene, flexible Raumgestaltung mit der Option Raumeinheiten zusammenzuschließen. Dadurch sollte eine Grundlage für Kommunikation und gegenseitiges Unterstützen im sozialen Wohnen geschaffen werden.

In unmittelbarer Nähe zum neuen Servicewohnen, liegt der grüne Quartierplatz, der dem Projekt „Grüne Mitte“ seinen Namen verleiht. Die Gestaltung des Platzes nimmt Rücksicht auf die umliegenden Gebäude und folgt mit organischen Formen dem Konzept von klaren Strukturen. Der Platz ist für eine temporäre Veranstaltungsnutzung, sowie für eine Nutzung als Spiel- und Liegewiese gut ausgelegt. Er bietet Sitzmöglichkeiten, einen Trinkbrunnen und eine Tischtennisplatte nahe der Sporthalle.

Als neues Quartierszentrum schafft die „Grüne Mitte“ Begegnungs- und Erlebnisraum für viele Bewohner:innen. Das Konzept des generationsübergreifenden Wohnens durch die Kombination von Servicewohnungen der AWO und Ein- und Mehrfamilienhäusern in der näheren Umgebung ist integrativ und bindet die pflegebedürftigen Menschen in ein aktives Stadtleben mit ein. Auch in den nächsten Jahren wird der Quartierplatz und der Wohnraum rund um das ehemalige Katonagenwerk eine Perspektive für bezahlbaren, qualitativ hochwertigen Wohnraum sein.

Im Rahmen einer der wichtigsten nationalen Wettbewerbe zur nachträglichen Auszeichnung realisierter Wohnungsbauprojekte, dem Bauherrenpreis, wurde das Projekt „Grüne Mitte“ im Jahr 2011 nominiert. Neben 9 anderen Preisträger-Projekten, konnte die Umnutzung des ehemaligen Katonagenwerks Saalfeld die Jury gegenüber 190 weiteren Projektteilnehmenden überzeugen. Besonders hervorgehoben in der Bewertung der Jury wurde die „..enge Verknüpfung von sozialer Zielsetzung, städtebaulicher Umorientierung, Denkmalpflege und architekto­nischer Aus­formung - alles eingebettet in einen vorbildlichen Beteiligungsprozess.“ Die Auszeichnung bezog sich auf das Thema „Hohe Qualität -Tragbare Kosten“. Die Jury ist zuversichtlich, dass „dieses mutige Projekt seiner Bauherrin und seinen Nutzern viele positive neue Lebensimpulse beschert.“

Die Förderung der Initiative „GENIAL zentral“ hat es erfolgreich geschafft die „Grüne Mitte“ zu einem Ort mitzugestalten, an den es Familien und Kinder zieht. Sie startete 2002 als Pilotprojekt und beschäftigt sich bis heute mit dem Schaffen von individuellem, bezahlbaren Wohnraum durch die Umnutzung innerstädtischer Brachflächen. Dabei steht das Ermöglichen von Wohneigentum für Familien und Kinder zunächst im Vordergrund, wie auch bei dem Projekt „Grünen Mitte“. Aktuell beschäftigt sich die Initiative mit einer Komplexität an Unterpunkten im Überthema „Entwicklung innerstädtischer Brachflächen“ und trägt einen wichtigen Beitrag zur Aufwertung und Revitalisierung von Städten bei.

Saalfeld

Bilder: kug-architekten; Stiftung Baukultur Thüringen

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