Das Studierenden-Wohnheim mit dem Namen „Erich-Markel-Haus“ ist das Ergebnis der Sanierung und des Umbaus der denkmalgeschützten ehemaligen Gewehrkammer der Großherzoglichen Kaserne von 1828. Der einst historische Bau, der zur Lagerung der Waffen des Großherzogs Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach diente, ist auf dem Gelände der Expo und folglich auf dem nördlichen Bereich des Projektgebiets „Neues Bauen am Horn“ verortet. Da das historische Gebäude Teil eines Denkmalensembles ist, konnte die Fassade und die Geometrie des Gebäudes nur begrenzt verändert werden.
Das Architekturbüro gildehaus.reich architekten BDA, Weimar betreute die Sanierung von 1998 bis 2001. Zusammen mit W&R Wittig & Rietig Landschaftsarchitekten Stadtplaner Ingenieure GmbH, Weimar und im Auftrag der Bauherrschaft des Studierendenwerks Jena-Weimar wurde das Erich Markel Haus als Haus im Haus errichtet. Praktisch bedeutet dies, dass der Neubau (52m x 13m x 6m) in das historische Gebäude (58m x 17m x 13m) eingestellt ist und dieses als Hülle, als zweite Schicht des Gebäudeabschlusses dient. Zwischen Außenhülle und Einbau bildet sich eine Fuge, ein Umgang, der die innenräumliche Wirkung bewahrt. Die Belichtungsfrage wird durch eine 3m hohe, an jeder Traufseite durchgehende Verglasung des Daches (Belichtung der Fuge) sowie durch die nach unten vergrößerten Bestandsfenster in der historischen Außenwand gelöst.
Die äußere Gestalt und räumliche Wirkung der Gewehrkammer wurde weitgehend erhalten.
Einzelne Hölzer wurden in der Dachkonstruktion ausgetauscht, das Gebälk spannt sich dennoch weiterhin über die gesamte Länge des Baus. Die zu ergänzenden Bereiche in der Fassade wurden in Sichtbeton mit Brettschalung ausgeführt. Der Aspekt der Wirtschaftlichkeit beeinflusste die Fassadenkonstruktion des Neubaus, welche mit industriell vorgefertigte Plattenware umgesetzt wurde. Als zeitgemäße Ergänzungen wurden die Außentreppen und Eingänge geplant, welche auch den Außenraum aufwerten und eine campusähnliche Situation mit hohem kommunikativen Potenzial schaffen.
Die 48 Wohnplätze sind gut ausgestattete Einzelzimmer in 4er WGs. Dabei teilen sich jeweils 2 Studierende ein Bad und 4 Studenten eine gemeiname Küche. Ein Gemeinschaftsraum befindet sich im Nebenhaus.
Kontext zu diesem Projekt
Das Planungsbüro Gildehaus + Reich und das Erich Markel Haus wurden mit dem 1.Preis des Thüringer Wohnbaupreises 2000 ausgezeichnet, sowie mit Anerkennung des Thüringer Holzbaupreises 2001, die die "innovative Verwendung des Baustoffes Holz“ würdigte. Mit dem Erich-Markel-Haus ist ein Haus von außergewöhnlicher Architektur entstanden. Es zählt zu den besonderen Wohnheimen des Studierendenwerks Thüringen.
Erich Hans Markel (1920-1999) war rumänisch-US-amerikanischer Herkunft und tätig als Jurist, Hochschullehrer, Berater sowie Präsident der Max-Kade-Stiftung.
Max Kade (1882 - 1967) war Förderer deutsch-amerikanischer Beziehungen und gründete mit seiner Frau Annette Kade im Jahre 1944 die Max-Kade-Stiftung in New York. Die Stiftung setzte sich nach dem Zweiten Weltkrieg für den demokratischen Wiederaufbau Deutschlands ein und förderte besonders den Bau von Bibliotheken, Mensen und Wohnheimen. Die aktuelle Präsidentin der Max-Kade-Stiftung ist Frau Lya Friedrich Pfeifer. Die mit Unterstützung der Max-Kade-Stiftung erbauten oder sanierten Studentenwohnheime wurden nach dem Stiftungsgrüner „Max Kade“-Häuser benannt.
Bilder: Andreas Reich, Weimar; Thomas Müller, Weimar