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Baukultur meets IBA Baukulturgespräch am 5. September

Baukulturgespräche 2024 #Veranstaltung

Baukultur meets IBA Baukulturgespräch am 5. September

Was ist Baukultur in Thüringen? Nach dem Ende der IBA Thüringen stellt sich die Frage, wie die gewonnenen Erkenntnisse, erprobten Projekte und neu geknüpften Netzwerke langfristig wirken und weitergetragen werden können. Beim dritten Baukulturgespräch „Baukultur meets IBA“ kamen im Rahmen des Baukulturfestivals ehemalige IBA-Akteur:innen sowie Vertreter:innen der Politik zusammen, um über ihre Erfahrungen zu reflektieren und die nächsten Schritte zu diskutieren.

Im Mittelpunkt stand dabei die Baukultur als gesellschaftlicher Prozess: Sie kann Bewegung sein, politisches Instrument oder gemeinschaftliche Alltagspraxis – entscheidend ist, dass sie aktiv gestaltet wird.

Im Gespräch wurde deutlich: Baukultur ist ein Prozess, der nicht mit der IBA endet, sondern weiterlebt – in Projekten, in Netzwerken und in der politischen Gestaltung unserer gebauten Umwelt. Unterschiedliche Perspektiven auf Baukultur helfen, ihren Handlungsspielraum zu verstehen und Forderungen der Akteur:innen aus Politik, Planung und Zivilgesellschaft abzustecken. "Was braucht Ihr?" fragt die Stiftung Baukultur Thüringen in Richtung der unterschiedlichen Akteur:innen. Die folgenden Diskussionen drehten sich um zentrale Fragestellungen: Wie kann Baukultur als aktivistische Bewegung wirksam werden? Welche Rolle spielt sie als verbindendes Element innerhalb der Gesellschaft? Und wie kann sie als politisches und gestalterisches Instrument umgesetzt werden? 

Diskussionen beim 3. BaukulturgesprächFrage an die Akteur:innen der Baukultur: Was braucht Ihr?

Baukultur als Bewegung und gemeinschaftliche Alltagskultur

Baukultur ist keine rein fachliche Disziplin – sie lebt vom Engagement der Menschen. In Thüringen hat sich durch die IBA eine neue Form des gemeinschaftlichen Bauens entwickelt, die auf demokratischer Partizipation, Vernetzung und sozialer Verantwortung basiert. Dabei steht weniger die Frage im Mittelpunkt, wer bauen darf, sondern wie wir gemeinsam bauen können. Die entstandenen Projekte zeigen, was Baukultur über architektonische Qualität hinaus bedeutet: Baukulturelle Praxis stärkt soziale Identifikationsprozesse und fördert demokratische Teilhabe.

Ein Beispiel hierfür ist der Eiermannbau in Apolda, der als lebendiger Ort für Baukultur wirkt. Ähnliche Ansätze finden sich in IBA-Projekten wie der StadtLandSchule Weimar, zivilgesellschaftlichen Initiativen wie dem Ossietzky-Hof in Nordhausen oder den Gesundheitskiosken in der Dorfregion Seltenrain. Sie alle verdeutlichen, dass Baukultur im Alltag sichtbar und erlebbar sein muss.

Baukultur als Lernprozess und Bildungsaufgabe 

Die IBA Thüringen hat wertvolle Erkenntnisse generiert – doch wie können diese langfristig gesichert werden? Eine der großen Herausforderungen bleibt der Wissenstransfer: Wie lassen sich erfolgreiche Prozesse verstetigen? Erkenntnisse wie erfolgreiche, gemeinwohlorientierte Trägerstrukturen und OpenSource Plattformen müssen etabliert werden.

Es wurde deutlich, dass es neben baulichen Konzepten auch eine neue Kultur des Lernens, des Experimentierens und der politischen Gestaltung braucht.

Die Teilnehmenden forderten mehr öffentliche Debatten, um Baukultur als gesellschaftliche und gestalterische Aufgabe in den Mittelpunkt zu rücken. Gelungene Leuchtturmprojekte sind sichtbar und wirksam, vor allem zum gegenseitigen Lernen in der räumlichen Nachbarschaft. Darüber hinaus braucht es jedoch neue Förderstrukturen, die nicht nur einzelne Leuchtturmprojekte ermöglichen, sondern breitenwirksames Multiplizieren unterstützen. Auch von Strukturen anderer Bundesländer können wir lernen.

Baukultur als politische Aufgabe

Es ist Aufgabe der Politik in Zusammenarbeit mit fachlichen Expert:innen die positiven Erfahrungswerte der IBA Thüringen in politisches Handeln zu übersetzen. Es braucht ein Gegenstromprinzip zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um Transformation voranzutreiben.

Das Land Thüringen ist eine der größten Immobilieneigentümerinnen des Landes und steht damit in der Verantwortung, nachhaltige und gemeinwohlorientierte Bauprozesse zu fördern. Kommunen spielen dabei eine Schlüsselrolle in der Umsetzung vor Ort, doch an vielen Stellen fehlt es an Ressourcen und Wissen, um diese Transformation aktiv zu gestalten. Eine zentrale Forderung des Gesprächs war daher die Qualifizierung von Entscheidungsträgern sowie die Schaffung flexiblerer Rahmenbedingungen. Hierzu zählen Entbürokratisierung, Förderung von Phase-0-Projekten und fachliche Unterstützung der Kommunen. Besonders in den Bereichen Holzbau, kreislaufgerechtes Bauen und alternative Trägerstrukturen braucht es gezielte Fördermaßnahmen, um nachhaltige Lösungen in die Breite zu tragen.

Benjamin-Immanuel Hoff und Dr. Martin Gude im GesprächAkteur:innen unterschiedlicher Baukultur-Initiativen

Baukultur als gestalterische Aufgabe

Baukultur ist nicht nur reine Zweckerfüllung – ihr ist ein gestalterischer Anspruch inhärent, der unsere gebaute Umwelt lebenswert macht. Architektur und Stadtentwicklung sollten nicht allein wirtschaftlichen oder administrativen Zwängen folgen, sondern kreative Freiräume zulassen, die ästhetische und soziale Qualität vereinen. Die Teilnehmenden des Gesprächs forderten daher mutigere Gestaltungsideen und eine Baukultur, die nachhaltig und inspirierend ist. Eine neue Kultur des Lernens und Experimentierens, wie sie bei der IBA praktiziert wurde, kann hier wichtige Impulse setzen. Sie schafft den notwendigen Raum, um innovative und ästhetisch anspruchsvolle Lösungen zu entwickeln.

Das dritte Baukulturgespräch hat gezeigt: Die IBA Thüringen hat Thüringen einen Vorsprung und Erfahrungsschatz verschafft, den wir nutzen müssen. In Zusammenarbeit mit Akteur:innen der Politik und Planung sieht es die Stiftung Baukultur Thüringen als ihre Aufgabe das gewonnene Wissen der Modellprojekte in Strukturen zu übersetzen und so aktiv Baukultur zu gestalten. Denn Baukultur ist nicht statisch – sie ist ein Prozess, der immer wieder neu verhandelt werden muss.

Die Baukulturgespräche werden 2025 die öffentliche und fachliche Debatte fortführen.