Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau geht 2016 an »Stadtbausteine« in Nordhausen

Am 21. November verliehen der Thüringer Staatssekretär für Infrastruktur und Landwirtschaft Dr. Klaus Sühl und der Vorsitzende des Preisgerichts Prof. Dr. Gerd Zimmermann im Erfurter Angermuseum den Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2016.

Der Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau, der zum elften Mal durch die Thüringer Landesregierung in Kooperation mit der Architektenkammer Thüringen und erstmals mit der Stiftung Baukultur Thüringen ausgelobt wurde, war mit 15.000 Euro dotiert. Davon entfiehlen 10.000 Euro auf den Staatspreis und auf jeweils 2.500 Euro die beiden Anerkennungen. Das Preisgeld wurde den einreichenden Architektur-/Stadtplanungsbüros und den Bauherrn jeweils zur Hälfte zuerkannt. Insgesamt wurden 32 Arbeiten eingereicht.

Preisträger

Stadtbausteine für Nordhausen: Quartier am Kornmarkt und Bürgerhaus
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  • Architekturbüros: Schettler & Wittenberg Architekten, Weimar (Entwurf, Planung), Schettler Architekten, Weimar (Realisierung)
  • Landschaftsarchitekturbüro: Stock + Partner Freie Landschaftsarchitekten, Jena
  • Bauherr Quartier am Kornmarkt: Städtische Wohnungsbaugesellschaft mbH Nordhausen
  • Bauherr Bibliothek: Stadt Nordhausen

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Aus der Beurteilung des Preisgerichts:

Hinter dem Überbegriff der Stadtbausteine verbirgt sich eine eindeutige Absicht. Hier wird ein Stück Stadt gebaut und es wird gleichzeitig ein Stück der Nordhäuser Innenstadt komplettiert. Die Vorgaben, einen Stadtblock für einen attraktiven Wohnungsbau aufzuwerten und mit Ratssaal und Bibliothek einen öffentlichen Platz zu fassen, haben eine plausible Form gefunden. Die Aufstellung der Bibliothek senkrecht zum Blockrand bewirkt ein eindeutiges Davor und Dahinter und weitet im Einklang mit der Topografie einen Platzraum um den Ratssaal, den man fast schon eine Bühne nennen kann. Dass dabei die Materialität des Gebäudes sowie der Freiraumgestaltung aufeinander abgestimmt sind, dass sich Oberflächen um das und in das Gebäude fortsetzen, zeugt von einem inhaltlichen Einverständnis der beteiligten Fachplaner. Die Bücherei zieht dadurch die Qualitäten des neuen Stadtplatzes ins Gebäude hinein und setzt den Anspruch fort, einen neuen öffentlichen Ort in Nordhausen zu schaffen. (…) Dem Projekt wird durch die Jury der Staatspreis 2016 verliehen, weil es einige mutige Entscheidungen der gemeinsamen Bauherrschaft von Städtischer Wohnungsbaugesellschaft und der Stadt Nordhausen widerspiegelt.

Anerkennungen

Büro- und Wohngebäude "Sonnenhof" in Jena
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  • Architekturbüro: J. MAYER H. und Partner, Architekten, Berlin
  • Bauherr: Wohnungsgenossenschaft „Carl Zeiss“ e G, Jena

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Aus der Beurteilung des Preisgerichts:
Mit dem neuen Sonnenhof in Jena gelingt der Bauherrschaft und den Architekten eine spektakuläre baukünstlerische Lösung im städtebaulichen Kontext einer von historischen Ereignissen und Phasen geprägten Altstadt. Die zugrundeliegende konsequente Haltung im Entwurf führt zu einem außergewöhnlichen Beitrag zur Stadtstruktur, indem die Typologie innerstädtischer Verdichtung, deren Maßstäblichkeit sowie das Beziehungsgefüge des aus vier Häusern bestehenden Gebäudeensembles nach außen wie nach innen zur Entfaltung gebracht wird. Funktionale Durchmischung aus Wohnen und Arbeiten, einprägsame Erschließungen und vertikale Schichtung bewirken über ein modernes Nutzungsangebot und dessen Veränderbarkeit im Grundrissgefüge den Hybridcharakter der Architektur. Trotz schwieriger Belichtungsverhältnisse gelingt es, abwechslungsreiche Räume zu schaffen, die sich innen polygonal verschränken und außen bandartig zusammenziehen. Das Grundstück öffnet sich für die Allgemeinheit und lädt zum Besuch oder auch zum Durchqueren ein.

Fuge no. 1 – Bauern- und Atelierhaus in Seitenbrück
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  • Architekturbüro: Merle Stankowski Atelier, Jena
  • Bauherren: Dr. Horst Mentrup, Ursula Schiwon-Mentrup, Potsdam

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Aus der Beurteilung des Preisgerichts:
Ein verschlafenes, knapp 100-Seelen-Dorf inmitten des Saale-Holzland-Kreises in Thüringen, ein 1000-Quadratmeter-Grundstück, ein verlassenes altes Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert. Ein gewohntes Bild. Die Wiederbelebung solcher Orte und die Entwicklung von Lösungskonzepten dieser Problematik sind die Aufgaben unserer Zeit, deutschlandweit. Das Projekt "Fuge no. 1" nimmt sich genau dieses Themas an und demonstriert exemplarisch, wie man mit architektonischer Qualität die Attraktivität für Leben und Arbeiten im ländlichen Raum steigern kann. Der Entwurf greift Traditionen, wie die dörfliche Bauweise, Strukturen und Materialien auf, interpretiert sie jedoch neu und entwickelt sie angemessen weiter, sodass sie den heutigen funktionalen Bedürfnissen und Ansprüchen gerecht werden. Geschickt und behutsam wird in die vorhandene Bausubstanz eingegriffen, die Struktur von massivem Sockel und leichtem, hölzernem Aufbau deutlicher im Detail herausgearbeitet. Die sogenannte Fuge mit ihren Schwellenräumen wird so erlebbar gemacht.

Engere Wahl

Auf der Mauer – Wohnhauserweiterung in Erfurt
Herrschmidt-Architektur, Erfurt

Deutsches Spielzeugmuseum Sonneberg
Junk & Reich Architekten BDA, Weimar

Friedensplatz und Rossmarkt in Worbis
[f] landschaftsarchitektur gmbh, Bonn

Radhaus – Fahrradstation in Erfurt
Osterwold°Schmidt EXP!ANDER Architekten BDA, Weimar

Weitere Informationen zu Preisträgern und Einreichungen

  • Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft
    Zum Wettbewerb publizierte das Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft eine Broschüre mit allen Preisträgern und weiteren Einreichungen.
    Die Broschüre kann beim Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft sowie der Architektenkammer Thüringen bezogen werden.

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