Aus der Jurybeurteilung:
Situiert in einem in DDR-Zeiten errichteten Großplattenbauwohngebiet im Norden Erfurts, ist der Neubau der Kindertagesstätte „Arche Noah“ sowohl ein Beitrag für eine kindgemäße Umwelt wie auch ein schöner Stadtbaustein zur Entwicklung des Wohnquartiers, welches sich stark im Umbruch befindet. Die Kindertagesstätte nimmt sogar Charaktere des umliegenden Zeilenbaus auf, fügt sich also ein, ist dabei zugleich sehr klar und überaus maßstäblich strukturiert. Mit Ausnahme einiger Nebenräume sind alle Räume der Kindertagesstätte ebenerdig angeordnet, sodass insbesondere die Gruppenräume einen sehr innigen Bezug zu den Außenräumen gewinnen können. Die Grundfigur des Gebäudes ergibt sich aus einem langen Flügel an der Nordseite, der als „Gebäuderückgrat“ zugleich auch Schutz bietet, und dazu senkrechten Flügeln, welche die Gruppenräume der Kinder enthalten. Diese Flügel und insbesondere die davon umfassten Außenräume öffnen sich zu den Sonnenseiten. Im Wechselspiel der inneren Gruppenräume mit den gefassten Außenräumen, welche die Autoren als grüne Zimmer begreifen, entsteht ein sehr schönes und für den Aufenthalt und das Spiel der Kinder sehr maßstäbliches Raumbild. Die Jury hebt diese Qualität ebenso hervor wie die Wahl der Materialien. Die atmosphärische Wärme des Ziegels und des Holzes gibt der Kindertagesstätte nicht nur ein ganz eigenes Gepräge, sondern steht hier nun auch in einem positiven Kontrast zu den umliegenden Plattenbauten. Die Kindertagesstätte ist zugleich unprätentiös und überaus eigenständig. Besonders hervorzuheben ist, dass hier auf jegliche vorgebliche Kindgemäßheit mit den entsprechenden Klischees einer comic-verwandten Buntheit und scheinbar „verspielten“, pseudo-organischen Architektur zugunsten einer elementaren Sensibilität im Umgang mit Raum, Licht und Stoff gänzlich verzichtet wird. So sind z.B. besondere Räume wie die Eingangssituation oder der Andachtsraum mit äußerst plausiblen Mitteln nach außen signalisiert. Die Jury anerkennt ausdrücklich diese unaufgesetzte Einheit von Form und Funktion in der Kindertagesstätte und sieht diese Qualität hier beispielhaft eingelöst.
Planung
- A21 GbR architektur und kommunikation, Weimar
- HOFFMANN.SEIFERT.PARTNER architekten und ingenieure, Erfurt
Bauherr
Evangelische Kirchengemeinde Erfurt-Gispersleben
Einreicherin
Katja Fischer, A21 GbR architektur und kommunikation, Weimar