Aus der Jurybeurteilung:
Urleben bildet ein Gefüge von über 50 Drei- und Vierseithöfen. Die meisten dieser Gehöfte haben ihre Beziehung zu den vormals zu ihnen gehörenden Feldern und Familien verloren. Zu den Familien wurde der Bezug verloren, da in vielen Gehöften die jüngste Generation weggezogen ist. Zurück bleibt ein Hof und die sich um ihn befindenden Gebäude. Dies ist der Ausgangspunkt für den Beitrag „Hofgemeinschaften“ zum Ideenwettbewerb „Landgut 2050 - Vernetzt • mobil • digital“.
Die Struktur des Gehöftes ist ein sich um einen introvertierten Außenraum entwickelndes Gebäude, und mit ihm das Gefüge an Gehöften, als sich kontinuierlich vermittelndes Nebeneinander, eine archetypische räumliche Struktur. Die glückliche Beziehung, welche sich hier etabliert, ist die, das Nebeneinander von gebauten Strukturen gleichzeitig als potenzielles Nebeneinander gemeinschaftlicher Strukturen zu begreifen. Der Hof wird somit zu einer Hofgemeinschaft.
Die Autor*innen schlagen drei Szenarien für die Entwicklung des Wettbewerbsgebietes vor. In der Kleinsten führen einige wohlplatzierte Öffnungen zwischen den Gehöften sowie einige Transformationen bestehender Gebäude zur Schaffung eines durchlässigen Gefüges. Hier sind Familien nicht mehr getrennt, jede in der Isolation ihres Hofes, sondern mehrere Familien können den gleichen Ort bewohnen. Ein sehr zeitgemäßes Lebensgefühl, das durch die Flexibilisierung der Wohnformen der bestehenden Struktur ein neues und ungeahntes Potential verschafft. Das entstehende Gefüge ermöglicht gleichzeitig die Koexistenz verschiedener Nutzungen. Hier könnte eine Familie wohnen, daneben ein älteres Ehepaar, gegenüber vorübergehend ein Erntehelfer oder eine Gruppe von Programmierern. Dazwischen gibt es Scheunen, Kindergärten, die ein oder andere Werkstatt und so weiter. Es ist das grundlegende Element des Hofes, welches in diesem Projekt nicht nur einzelne Gebäude zu einem Ganzen vereint, sondern auch potenziell verschiedene Gruppen von Personen zu einer Gemeinschaft.
Das Ganze wird in verschiedenen Varianten skizziert, wobei sich die verschiedenen Varianten durch den Grad und die Art der Intervention unterscheiden. Allen Vorschlägen gemein ist das Ziel, für all die sich entleerten und sich entleerenden Gebäude Urlebens und anderer vergleichbarer Dörfer eine Zukunft zu skizzieren. Die Kombination von Rückbau, Umbau, Neubau innerhalb der Grammatik und Syntax des Gehöftes zusammen mit dem Bild der Hofgemeinschaft schafft es, ein anziehendes undüberzeugendes Szenario einer hoffentlich nicht allzu fernen Zukunft zu entwerfen.
Beteiligte
Frank Görge architektur stadt landschaft, Hamburg / Deutschland
- Dipl.-Ing. Architekt Frank Görge
- Dipl. Bauingenieurin Carola Görge
- Schlagwörter:
Ideenwettbewerb »Landgut2050«
Ländlicher Raum