Fußgänger- und Radweg-Brücke über die Zwickauer Mulde bei Glauchau-Wernsdorf

Konstruktion und Bau eines Brückentragwerks, Glauchau-Wernsdorf, 2017
1. Preis, Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen 2017

Fußgänger­ und Radwegbrücke über die Zwickauer Mulde, Glauchau

Fußgänger­ und Radwegbrücke über die Zwickauer Mulde, Glauchau

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Aus der Projektbeschreibung:

Bauwerksgestaltung

Das Spannband, ein Seiltragwerk, be­schränkt sich auf die unbedingt notwendige Fahrbahn, die auch die gesamte Tragkonstruktion darstellt. Damit lassen sich sehr originelle, schlanke und elegante Konstruktionen aus­ führen, wobei die horizontalen Zugkräfte vom Durchhang und den Vertikallasten abhängen. Die Tragwirkung ist direkt an der Form ablesbar. Die besondere Form wird von den Nutzern posi­tiv wahrgenommen. Die monolithische Verbindung des Über­ baus mit den Widerlagern führt zu einer unterhaltungsarmen, gut überwachbaren und langlebigen integralen (fugenlosen) Brücke. Das bestimmende Gestaltungelement ist die schlanke Silhouette mit dem charakteristischen leichten Durchhang des Überbaus. Durch die geschwungene Konstruktion und die Schlankheit passt sich das Spannband sehr gut in die Land­ schaft ein. Es wirkt elegant, ohne optisch zu stark in die Umge­ bung einzugreifen. Die Vouten an Pfeilern und Widerlagern betonen die Lastabtragung zu den Unterbauten. Formgebung und Abmessungen der Unterbauten sowie die transparente Geländerkonstruktion unterstützen den Gesamteindruck. Das Spannband war hier im Vergleich mit anderen Bauarten durch die Reduktion auf das Wesentliche die wirtschaftlichste Konstruktion, der Kostenrahmen von 1,3 Mio Euro wurde in der Aus­ führung eingehalten.

Konstruktion

Die wegen des Wasserstandes ohnehin erforder­lichen Spundwände wurden dauerhaft für die Tiefgründung ver­wendet. Zur Ableitung der Zugkräfte aus dem Spannband wur­den pro Widerlager 15 Verpressanker in drei Reihen überein­ander angeordnet. Die Verpresskörper liegen im Felsen. Die Anker sind auch im Endzustand von oben für Prüfungszwecke zugänglich. Der Überbau besteht aus Fertigteilen und Ortbeton. Auf den Fertigteilen liegen die im Montagezustand tragenden Spannglieder und die Spannglieder für die nachträgliche Vor­spannung. Sie haben 7 bzw. 12 Litzen und liegen in mit Fett ver­pressten PE­-Rohren.

Herstellung des Bauwerkes

Es ist in den Feldern für die Über­baumontage kein Gerüst notwendig, da die tragenden Spann­glieder zugleich der Fertigteilaufhängung dienen. Zuerst wur­den deren PE-­Hüllrohre an einem Hilfsseil eingezogen, danach die Litzen eingeschossen, welche anschließend schrittweise zusammen mit den Dauerankern in den Widerlagern voll vor­gespannt wurden. Nach der Fertigteilmontage wurden die rest­lichen Spannglieder und die Bewehrung eingebaut, anschlie­ßend der Ortbeton hergestellt. Dann wurden die Spannglieder endgültig vorgespannt und verpresst.

Aus der Jurybeurteilung:

Diese ca. 100 Meter lange und drei Meter breite Fußgänger­ und Radwegbrücke ist ein exzellentes Beispiel für die Einheit von Konstruktion, Funktion und Form. Die Konstruktion der Brü­cke besteht aus einem Spannband, das sich zwischen den tra­genden Pfeilern – der Natur des Seils entsprechend – über den Fluss schwingt. Charakteristisch für die Ansicht einer Spann­bandbrücke ist eben ein „leichter Durchhang in der Feldmitte, der sich aus der Kettenlinie unter Eigenlasten ergibt“.
Diese Konstruktion hat zahlreiche Vorzüge. Zunächst werden Tragseile gespannt, an die Betonfertigteile gehängt werden, welche dann mit Ortbeton versehen werden und Spannglieder aufnehmen, welche anschließend endgültig vorgespannt wer­den. Die Spannglieder sind im Fels verankert, die Anker blei­ben zur Kontrolle zugänglich. So entsteht eine sehr schlanke und materialsparende Konstruktion. Der Wirkmechanismus des Tragwerks ist in der Form unmittelbar ablesbar, ein Gerüst
ist nicht erforderlich. Der Konstruktionsgedanke also ist hoch­gradig material­ und energiesparend. Die Qualität der Brücke aber reicht darüber weit hinaus.
Als Fußgänger­ und Radfahrerbrücke ist das Schwingen der Bahn ein funktional schönes Element, quasi die Fortsetzung der Bewegung in der Landschaft. Zudem ermöglicht das maximale Steigungsmaß von sechs Prozent des Gehweges, das barriere­freie Begehen und Berollen. Und natürlich ist die Brücke ein ästhetisch herausragendes Beispiel. Ihre selbstverständliche, quasi organische Figur ist der klarste Ausdruck des Konstruk­tionsgedankens und nimmt das Bild der Landschaft auf sehr schöne Weise in sich auf. Die Form der Unterbauten, welche mit Vouten zur Spannbahn übergehen, unterstützt den eleganten Charakter der gesamten Konstruktion. Die Lösung ist ebenso kreativ wie originell und hat damit das Potential für eine echte „Landmark“.

Planung

SETZPFANDT Beratende Ingenieure, Weimar

  • Dr.­Ing. Gerhard Setzpfandt

Bauherrin

Große Kreisstadt Glauchau

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