Aus der Projektbeschreibung:
Eine Hälfte des schlanken Bedienstetenhauses, auf der Terrasse des ehemaligen Kurhauses in Erfurt-Hochheim, wurde durch einen Erweiterungsbau zu einem Wohnhaus ertüchtigt. Da der Altbau, unmittelbar an einer Hangkante des Erfurter Steigers gelegen, nur eine lichte Raumtiefe von 3,60 Meter besitzt, wurde im Neubau die bis dato nicht vorhandene vertikale und horizontale Erschließung organisiert, der Wohn- und Essbereich erweitert und das vorhandene schmale Grundstück bis zur Mauerkante neu geordnet. Die reizvolle Topografie und Höhenentwicklung der bestehenden Natursteinterrasse zwischen Fluss und Steigerwald wurde für den Neubau zum bestimmenden Thema. Die baulich nicht haltbaren Unterkellerungen in der Hangkante wurden abgebrochen und als offener Stellplatz- und Zugangsbereich für das Wohngebäude organisiert. In dieser offenen Zone unter der Terrassenbrücke befinden sich die Stellplätze und die offene Außentreppe zur Erschließung der eigentlichen, höher liegenden Grundstücksfläche. Die bestehende historische Natursteinwand des alten Kurhauses wurde über Eck wieder freigelegt. Ein Luftraum über der Erschließungsfuge der Außentreppe verbindet entlang der Hauptfassade die Ebenen des Gebäudes.Zwei auskragende Volumen, die Spielgalerie und das Zwischenpodest der gegenläufigen Innentreppe, schieben sich in diesen Luftraum. Vielfältige, kommunikative Blicke zwischen den einzelnen Ebenen werden möglich, Innen- und Außenräume fließen
ineinander. Im monolithischen Altbau sind mönchsartig alle Schlafräume als nebeneinanderliegende Raumzellen organisiert. Im Neubau setzt sich der oben beschriebene Luftraum im Inneren über dem Essplatz fort. Der Wohnraum ist fließend organisiert und öffnet sich über große Fensterflächen ins Geratal. Der in die Hangkante eingeschnittene offene Zugangsbereich und die Terrassenbrücke wurden als sichtbare Stahlbetonkonstruktion ausgeführt. Der Anbau ist nachhaltig als Holzständerkonstruktion mit Holzweichfaser-Dämmung, Wandheizung und Lehm-Innenputz errichtet. Der Entwurf leistet einen Beitrag zur nachhaltigen Um- und Weiternutzung von Bestandsgebäuden, bei dem die schwierigen Rahmenbedingungen wie bebaubare Grundstücksfläche, Höhenentwicklung und ein bestehendes Wegerecht in zeitgemäße Architektur übersetzt wurde.
Planung
Herrschmidt-Architektur, Erfurt
Bauherren
Alexander Schilling und Corinna Schmidt, Erfurt