„Der Preis“

Film , Berlin , 2011
Preisträger, Thüringer Preis zur Förderung der Baukultur 2012

Aus der Jurybeurteilung:

„Der Preis“ erhält einen Preis, den Thüringer Baukulturpreis 2012, vergeben in der Kategorie „Publizistisches Schaffen und weitere Formate der Vermittlung“. Und dies nicht, wie vielleicht zu erwarten wäre, für das Format einer städtebaulich-architektonischen Dokumentation, sondern für einen Kinofilm.
Der Film: Nach dem Gewinn eines Wettbewerbs zur Umgestaltung von Wohnblö- cken kehrt ein in der betreffenden thüringischen Kleinstadt sozialisierter, noch junger Architekt aus Frankfurt/Main an die Stätte seiner Kindheit und Jugend zurück; in eine Plattenbausiedlung, in der er selbst aufwuchs und die er jetzt nach seinen Plänen verändern soll.
Mit professionellen Schauspielern besetzt, lässt die Regisseurin Elke Hauck ihrem Filmpersonal und den Zuschauern ausreichend Zeit, um sich in diesem zö- gerlich voranschreitenden Film hinein zu fühlen in die persönlichen Betroffenheitsebenen der Akteure. Es geht um bereits unumkehrbare und noch eintretende Veränderungen. Rückbau und Umbau von Wohngebäuden der DDR-weit angewandten Wohnungsbau-Serie-70 in einer thüringischen Kleinstadt dienen als Sujet für die Verschränkung von Lebensläufen in Vergangenheit und Gegenwart. Die „neue Realität besagt“, so erläutern die Einreicher des Films es selbst, „dass wir heute aufgrund von selbständiger Arbeit, Arbeitslosigkeit, aber auch aufgrund einer anderen Idee von Wohnen und Leben mehr Stunden des Tages in unseren privaten Räumen verbringen als in jener Phase des zentral gesteuerten, industrialisierten Bauens, in welcher es darum ging, möglichst vielen Menschen überhaupt Wohnraum mit einem gewissen standardisierten Grundkomfort zu geben und diese Menschen gleichzeitig dort anzusiedeln, wo man sie brauchte.“ Damit bewegt sich das Anliegen des Films jenseits pauschaler ideologischer Aufladung einer dem Wohnen breiter Massen dienenden Baukonstruktion, die es trotz dafür lediglich erforderlicher einfacher Mittel zu sozialistischen Zeiten nie schaffte, als Architektur wahrgenommen zu werden.
Filmisches Sinnbild der Hoffnung und der Erfüllung von Träumen und Sehnsüchten ist der Besuch der Rettungsstation des DDR-Architekten Ulrich Mühter am Strand von Binz durch den Filmhelden. Filmische Poesie verschränkt sich hier mit feinfühlig-bewusster Erinnerung an einen Vertreter der auch in der DDR geschehenen „Suche nach frischen Ideen und Nonkonformität“.
„Der Preis“ erzählt vom zögerlichen, mit Selbstzweifeln besetzten Wiederkom- men nach dem Fortgang, aber auch vom scheinbar alternativlosen Verbleib derer, die sich nicht in den Rhythmus der neuen Expropriation, zunehmend durch sich selbst, einweben lassen, sei es aus fehlender Gelegenheit oder aus Verweigerung. Resignation begegnet Hoffnung. Utopien weichen Illusionen, immer eng verbunden mit den großen und kleinen Räumen, in denen wir leben. Städtebau und Architektur erfahren ihre Bestätigung als hochkomplexe kulturelle Dimension; im Film – jenseits des Hype immer schnelleren Wandels äußerer architektonischer Moden – auf das Wesentliche fokussiert, auf die Menschen die diese Kultur prägen. Doch bleibt die im Filmverlauf aufkeimende Frage des Zuschauers nach den Werten des eigenen Lebensortes und eines sinnerfüllten Lebens durch geeignete ökologisch vertretbare Erwerbsstrukturen, vor allem in den Regionen jenseits der Metropolen, noch unbeantwortet.
Den Produzenten und der Regisseurin des Films „Der Preis“ ist die Möglichkeit der Fortsetzung filmischer Reflektion wahrhaftigen Lebens in realer Umgebung zu wünschen.

Regie

Elke Hauck, Berlin

Produktion

Martin Lehwald und Marcos Kantis, Schiwago Film GmbH, Berlin

Einreichende

Schiwago Film GmbH, Berlin

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